DNA.club Sprechstunde
Winter 2021 + Frühling 2021
Pia Schröder
Resonanz. Und Pias Lieblingsfrage: Wie hat sich das angefühlt?
aus Berlin, im Zoo(m)
DNA x DAN ACADEMY
1. Dezember 2021
DNA.club Sprechstunden Speaker
97. DNA.club Sprechstunde
01. Dezember 2022
Der Zauber von Und.
Wir leben in einer Zeit der Möglichkeiten. Das gibt uns viele Möglichkeiten, aber auch viele Vielleichts. Die so called Generation Maybe – in den 80er-Jahren geboren und im digitalen Zeitalter sozialisiert – fühlt sich zerrissen, weil alles möglich ist. Fühlt sich nicht entscheidungstalentiert, unentschlossen, und vor lauter Angeboten teils handlungsblockiert, weil sie nicht weiß, wo anfangen, und wann aufhören. Wenn unsere Welt immer komplexer wird, und wir mit täglichen Überraschungen und alltäglichen Unsicherheiten leben, bleibt uns nur, die Vielfalt und die ganze Bandbreite zu umarmen. Entweder-oder ist over. Sogar sowohl-als auch greift kurz, weil es als auch, als auch, als auch braucht, also und, und, und. Das Und als Befreiung vom Druck der im Moment richtigen Entscheidung. Das Und als Verbindung von vielen Möglichkeiten und Wegen, die unterwegs wachsen.
Wie tanzt man das Und? Warum ist es so wichtig, für diesen Tanz die Konzentration auf Stärken, die Ressourcenorientierung und die Ambiguitätstoleranz – die Fähigkeit, Mehrdeutigkeit und Widersprüche auszuhalten – zu üben, üben, üben? Was hat das Und damit zu tun, dass in der Natur, von der wir ein Teil sind, alles miteinander verwoben ist? Wer bin ich und wenn ja wie viele? Warum kann eine Stimme 1000 Schattierungen haben – laut und leise sein, hell sein, und gleichzeitig einen dunklen Hintergrund haben, und umgekehrt? Happy 100th birthday, Oskar Werner. Wie surfe ich auf Möglichkeiten, ohne meinen Fokus am Horizont zu verlieren? Wann treffe ich explizit Entscheidungen, wann wachse ich in sie hinein? Wieso ist bei aller Kraft der kleinen Schritte und des Augenblicks eine größere Gesamtheit als Bezugsgröße doch auch wichtig? Wie verbinde ich den Stream aus vielen Unds zu etwas Ganzem? Wie werden kurze Takte zu einem doch auch abgeschlossenen Werk, damit danach etwas Neues beginnen kann? Sind wir alle, die wir heute leben, ein bisschen Generation Maybe? Welche Talente, Instrumente, Rückendeckung braucht es für die Wiederentdeckung der Entschlossenheit, und der Leichtigkeit, die in der Vielleichtigkeit drinsteckt? Wo ist eine Entscheidung für ein klares Ja oder ein klares Nein, innen und außen, als Rahmen dann doch relevant, damit der Zauber von Und funkeln kann?
*Impuls und Dialog* über das Entscheiden, privat und beruflich, einzeln und kollektiv. Sozial, wirtschaftlich, ökologisch, politisch. Über das Entdecken neuer Lösungsräume, wenn es richtig komplex wird. Klare Ansagen und Zuhören. Verständnis und eigene Position. Fokus und Offenheit. Wissen und Beispiele aus der täglichen Arbeit in und mit Veränderungsprozessen.
Mit Susanna Achleitner – Organisationsberaterin, Management Coach + Anita Lung – Beraterin, Trainerin, Coach * trainconsulting
96. DNA.club Sprechstunde
09. November 2022
Über das Recht auf Leben und auf einen selbstbestimmten Tod.
Was liegt am Weg, wenn man sich dafür entscheidet, bei Tabuthemen Präzedenzen zu pflanzen? Masterthemen und seinen Menschen eine Stimme zu geben. Für die Wahlfreiheit und Autonomie von einem/einer für alle zu kämpfen. Und gegen einen für alle. Wie geht die Gratwanderung in intimste Momente (Sterben) und geschlossene Systeme (indigene Lebensweisen im Regenwald) einzugreifen, um sie zu schützen? Wie ist es, wenn du von Beruf Recht haben willst? Warum begibt man sich auf so einen Weg im Einsatz für Ausnahmesituationen in unserer Gesellschaft und auf unserem Planeten? Woher bekommt man die Kraft dafür? Wen braucht man an seiner Seite oder in Gedanken? Woran glaubt man? Was hofft man? Wen und was liebt man? Wovor würde man manchmal gern davonlaufen und wohin? Wo ist die Angst? Wann ist ein Fall oder ein Thema – egal, ob gewonnen oder verloren – vorbei? Wie ist es, wenn eine Gesetzesänderung/-erweiterung verkündet wird, für die man gekämpft hat? Wie verarbeitet und integriert man Arbeitsbeziehungen von so menschlicher Nähe und Würde, umso mehr, wenn sie dann jäh nicht mehr da sind, aber ihre Namen als ewige Statements bleiben? Was verändert deine Stimme? Welche Rituale sind wichtig? Wann ist der richtige Zeitpunkt und warum geht jede nachhaltige Veränderung nur step by step, und was hat das alles mit sich erheben und mit Jazz zu tun? Best, always.
Mit Wolfram Proksch, Anwalt und Extremläufer.
95. DNA.club Sprechstunde
13. Oktober 2022
Immunsystem
Unsere Vorteile gegenüber einem Erreger wie Covid sind die zwei lernfähigen Gewebe, die wir haben: unser Immunsystem und unser Gehirn. Das Gehirn erschafft Dinge wie Impfstoffe, und es erlaubt dem Menschen, sich intelligenter zu verhalten als das Virus. Unser hochkomplexes Immunsystem wehrt als Delta Shield hochindividuell ab, was uns physisch und psychisch fremd ist und schadet, wenn es uns zu nahe kommt. Gleichzeitig geht es im richtigen Moment und an der richtigen Stelle mit der Außenwelt in Dialog und Kontakt, um sich zu schärfen und sich zu entwickeln. Ein gesundes Immunsystem ist mindestens so wichtig wie Impfungen, und unterstützt deren Wirkungskraft und unsichtbare oder milde Verläufe von Krankheiten. Dennoch gibt es kaum Länder mit überregionalen Initiativen und Kampagnen, um ganz einfach das Immunsystem zu stärken. Erstaunlich.
Was psychische Erkrankungen betrifft, macht unser kollektives Immunsystem schon lange schlapp. Die neuen Zeiten maximaler Unsicherheit und minimaler Vorhersehbarkeit bringen es an seine Grenzen und gleichzeitig zu einem Trampolin von Chancen. Noch nie dagewesene Herausforderungen von Digitalisierung, Ökologisierung und der Suche nach Frieden – äußerem wie inneren, politischem wie privatem – fordern die Immunsysteme in einem Ausmaß, für das sie vielfach noch nicht geschärft sind. Sich volatil in Multikanälen treiben und konsumieren zu lassen, sowie die ständige Ablenkung durch negative Botschaften fordern Stabilität, Fokus und Wachsein. Ruhe und Übersichtlichkeit fehlen derzeit an vielen Stellen. Das innere Nein und das innere Ja. Das Bewusstsein dafür, dass du nicht alles steuern kannst, aber das, was es in dir auslöst.
Wie hältst du dein körperliches und psychisches Immunsystem über einen gesunden, nährenden und sozialen Lebensstil in gutem Schwung? Welche Initiativen können Unternehmen zur Stärkung der einzelnen Mitarbeiter und das System anbieten? Wie können Unternehmen vom Betriebssystem zum Immunsystem werden? Warum sind Küssen, Lachen, Natur, Wiederkehrendes und verlässlich Verfügbares so gut fürs Immunsystem? Und Orte und Menschen, auf die man sich als Kontinuum und Konstante der Zuversicht verlassen kann?
Mit Wolfgang Lalouschek * Neurologe, Biologe, Organisationsentwickler und Gründer des Gesundheitszentrums the Tree in Wien. Mit Erfahrungen aus seiner Praxis und aus der Zusammenarbeit mit Unternehmen, u. a. im Rahmen der Programme von *my21*, mit dem Ziel, in charmanten Modulen Immunsystem, Psyche, Herz, Gefäße, Lunge, Darm, Stoffwechsel zu stärken. Auf Basis von Empfehlungen zu mentaler Stärke, Bewegung, Érnährung, Schlaf, Atmung, Stressregulation und Entspannung.
94. DNA.club Sprechstunde
15. September 2022
Futures Literacy. Was bringt die Zukunft?
Ja, viele unter uns würden das wahrscheinlich gerne wissen. Tatsache ist, niemand kann wissen, was in der Zukunft passieren wird. Diese Unwissenheit kreiert einen großen, ungewissen Raum, der mit Sorgen und Ängsten, aber auch mit einer gewissen Magie und mit Möglichkeiten befüllt werden kann. Und es gibt doch etwas, das wir über die Zukunft wissen: Die Art und Weise, wie sich Menschen die Zukunft vorstellen. In der Wissenschaft nennt man das die antizipatorischen Systeme. Das sind die Modelle, mit denen sich Menschen Zukunft vorstellen. Und genau das ist das Objekt der Forschung bei Futures Literacy. Futures Literacy ist eine Kompetenz, die von der UNESCO gefördert wird, um strukturiert Zukunft nutzen zu können. Futures Literacy ist das Wissen, wie ich die Zukunft nutze, und für welche Zwecke. In der Sprechstunde stellen Martina Oettl und Stefan Bergheim Futures Literacy/Zukünftebildung vor.
In dieser Sprechstunde stellen Martina Oettl und Stefan Bergheim die Kompetenz von Futures Literacy oder Zukünftebildung vor. Die beiden sind die Mitgründer des Netzwerks Zukünfte. Sie bieten Trainings und Prozesse an, um Menschen und Organisationen zu helfen einen strukturierten Umgang mit der Zukunft zu haben und auf dieser Basis zukunftsinformierte Entscheidungen in der Gegenwart zu treffen.
93. DNA.club Sprechstunde
4. August 2022
Zimmer 0. In welchem Jahr bin ich?
Christiane, DNA.club Gründerin, hat Claudia über Ö1 kennengelernt, durch ein wunderschönes Gespräch zum Thema ,Wie geht Leben?’ Claudia versteht etwas vom Tod. Und auch vom Leben. Umso mehr, seit sie im Frühjahr 2020 einige Sekunden lang tot war. Das war bei einem Spaziergang im Wald, barfuß im Februar, macht sie oft. Das Leben kostet sie seither noch bewusster und spiritueller aus. Mit Spielraum für Staunen und Überraschungen. Die Zeit nach ihrer Nahtoderfahrung fasst Claudia so zusammen: ,Man kann die Dinge annehmen, die einem entgegentreten und sie dann aus einer inneren Freiheit heraus weiter tun – oder lassen.’ Bereits 2017 hat Claudia Dorfmeister ihre Mutter in ihrem Sterben begleitet. Mit Claudia kann man ewig und über sehr vieles sprechen. Über Transformation, Märchen, Heiliges, zu Bewahrendes, Ruhe, Leere, Ungeborenes, von Null anfangen, Aufbruch, Fülle, Vollendung. Bei dem Gespräch auf Ö1 dachte sich Christiane damals, dass die Erzählung der Nahtoderfahrung wie ein Zeitsprung in einem Hollywoodfilm klingt. In einem späteren persönlichen Gespräch in der Lilie hat Claudia erzählt, dass ihre erste Frage, als sie im Spital wieder bewusst zu Sinnen kam, diese war: In welchem Jahr bin ich? Ihr Zimmer war mit ,Zimmer 0’ beschriftet, und wir haben es zum Titel von Claudias Sprechstunde am 4. August 2022 gemacht.
Zimmer 0. In welchem Jahr bin ich? Warum Dinge passieren, und warum sie nicht passieren. Ob wichtig ist, was passiert, oder dass was passiert. Über die Zeit, die man hat und sich nimmt. Über Endlichkeit, Übergänge, Zwischenräume. Und den Weg zu sich selbst, manchmal barfuß. Momentaufnahme und Zeitsprung, wie Leben geht.
Mit Claudia Dorfmeister * Juristin. Kulturmanagerin, Bewusstseinswandlerin.
Die Sprechstunde kommt im Zwilling mit *Lebens- und Sterbehilfe von Wolfram Proksch, am 9. November 2022.
92. DNA.club Sprechstunde
7. Juli 2022
*Ich bin Circe. Wie ist eine Welt mit weiblicher Geschichtserzählung?*
Im Buch ,Ich bin Circe’ von Madeline Miller erzählt die Halbgöttin Circe die griechische Mythologie aus ihrer Warte, also aus Sicht der Frau. Die Geschichte erhält dadurch vollkommen neue Facetten und ist mit Emotion und Empathie aufgeladen. Durch die Lektüre entstand die Überlegung, ob unsere Geschichte anders verlaufen wäre, wenn sie von Frauen erzählt worden wäre. Denn die Geschichtsschreibung war immer männlich, während Frauen lange keinen bis kaum Zugang zu Bildung, Schreiben und Lesen hatten, und teilweise noch haben.
Wie wäre unsere Welt heute, wenn Kriege nicht über Jahreszahlen von Schlachten, Siegen und Niederlagen tradiert wären, sondern über das Erleben und die Geschichten der Menschen aus Perspektive der Frauen? Hätte es dann weniger Kriege gegeben, weniger Grausamkeiten und Leid? Was wäre, wenn aktuelle Kriege und kriegsähnliche Situationen von Frauen erzählt und angeführt werden?
In einer Zeit, von der man sagt, dass die Gabe, Geschichten erzählen zu können – zuversichtlich, umarmend, und mit einer großen Bandbreite an Normalität – eine der wichtigsten Zukunftsqualitäten ist, regen wir in dieser Sprechstunde zu einem differenzierten, und umgekehrten Blick auf unsere Geschichte an. Und dazu, die eigene – vielleicht neu – zu erzählen. Die von den Großeltern. Und die der Mutter. Zuhören, beobachten und verweben zu können, ist übrigens eine der wichtigsten Voraussetzungen, um Geschichten erzählen zu können. Und auch für die Phantasie und die Kreativität, die uns zukunftsfähig machen. Können Frauen besser zuhören? Wie immer gilt für die DNA.club Sprechstunde: Wer weiß, was aus dem Thema entsteht. Wir mögen Männer sehr, sie sind zu diesem Thema natürlich besonders willkommen.
Diese Sprechstunde kommt im Drilling mit *Sprache und Sein*, Karin Novozamsky (27.1.2022) und *Die Wahrheit über Eva*, Kai Michel und Carel van Schaik (23.3.2023, 100. DNA.club Sprechstunde).
Sylvia Petz ist seit 2009 mit ihrer Agentur für organisierten Genuss in Wien selbständig. Aufgewachsen als oberösterreichisches Wirtshauskind mit drei Brüdern war ihr Blick auf Mann und Frau lange ein männlich geprägter. Frauen und ihre Anliegen wurden aus dieser Warte meist belächelt oder nicht wahrgenommen. Ihre Mutter, die sich stark um sich selbst gedreht hat, war unter anderem auch deshalb kein weiblich weiches Vorbild, weil sie die Hauptlast für den Betrieb und die Verantwortung für ihre vier Kinder, drei davon über lange Zeit schwerkrank, so gut wie allein trug. Erst über die Jahre hat sich Sylvias Blick gelichtet und geschärft, unter anderem durch ihr Zweitstudium Sustainability und Responsible Management. Sylvia ist alleinerziehende Mutter zweier heute erwachsener Töchter. Gleichstellung und Gerechtigkeit aller Art sind ihr ein Anliegen.
91. DNA.club Sprechstunde
23. Juni 2022
*Es geht halt nicht mehr mehr. Kreislaufwirtschaft*
Wer eine Landwirtschaft führt, Grund und Boden bewirtschaftet, lebt in Rhythmus und Takt mit Natur, Wetter und Zeit. Es gibt intensive Phasen, wo geerntet wird, sieben Tage die Woche rund um die Uhr, und ruhigere Phasen, weil draußen nichts zu tun ist, Winter zum Beispiel. Zwischen Effizienz und Pause gibt dir die Fläche vor, was geht. Und es geht mehr, wenn der Acker divers bestellt wird und zwischendurch Luft zum Atmen hat. Auf einer Landwirtschaft wächst du mit Geben und Nehmen auf, auch wenn’s um ,mein Acker, mein Status’ geht, und nicht alle immer die besten Freunde sind. Wenn’s drauf ankommt, sind alle da, um Löcher zu schließen. Denn du kannst eine Landwirtschaft schwer allein führen, du brauchst Unterstützung. Eva kennt sich damit aus, da sie auf einer Landwirtschaft aufgewachsen ist, und nun die Verantwortung – innerfamiliär und gesellschaftlich – dafür übernommen hat. Weil verkaufen nur eine von vielen Optionen ist, und für sie keine. Warum man Urlaub braucht, wusste sie als Kind nicht, weil du sowieso einfach immer draußen bist und die Natur dir Energie gibt. Eva kennt sich also mit Ressourcen gut aus, auch mit menschlichen. Sie ist seit vielen Jahren leitend im Human Ressource Bereich tätig. Die Verbindung beider Welten ist herausfordernd wie befruchtend, und die Themen in Wahrheit oft dieselben. Du siehst jeden Tag, wie etwas wächst, und dann wird es wieder umgeackert. Kennst du vielleicht auch aus dem Garten. Das radikale Zurückschneiden des Flieders oder der Rosenstöcke. Es bricht dir das Herz, und immer erst, wenn die Rosen und der Flieder im nächsten Jahr wieder in voller und größerer Pracht zurück sind, dann kannst du es glauben, dass das mit dem Schneiden zum Kreislauf des Lebens dazugehört. Exnovation, damit Innovation möglich ist. Eva wird uns vom Funktionieren und von der Erwartungshaltung unterschiedlicher Generationen erzählen. Vom Vermächtnis des Vaters, und vom Lernen, dass manche Dinge trotzdem einfach Gebrauchsgegenstände sind. Davon, dass viele Wege nach Rom führen, und dass du halt nicht weißt, was du nicht weißt. Und warum Purpose in der täglichen Arbeit einer Landwirtschaft manchmal so weit weg ist, Fokus dafür alles ist.
Mit Eva Edelmüller – Head of Talent Attraction & Talent Management bei MM Group, Europas größter Karton- und Faltschachtelproduzent mit Headquarter in Wien. Evas Leidenschaft gilt ihren Pferden, dem Lösen von Problemen und dem Entdecken von Neuem.
90. DNA.club Sprechstunde
8. Juni 2022
*Es ist alles schon da. Ressourcen*
Alles ist Kreislauf. Es ist unser Kreislauf, der uns in der Früh aufweckt, und uns am Abend ins Bett legt. Kreislauf ist Impuls, Zyklus, Routine, Rhythmus, Musik. Kreislauf ist Basis für Leben und Lebendigkeit, und ab dem ersten Atemzug als Reflex schon immer da. In seiner selbstverständlichen Wiederholung und Dauerschleife Spielraum für Entwicklung und kreative Prozesse. Wenn wir Dinge, Gedanken, Themen und Ideen immer wieder neu entdecken und nutzen, sie ihre Besitzer wechseln und verbinden, dann gewinnen sie in vieler Hinsicht an Wert. Kreislaufwirtschaft aus Sicht des Kunstmarktes, im speziellen eines Auktionshauses, und aus Sicht des Produkt- und Industriedesigns anzuschauen, haben wir uns ausgedacht. Inspiriert von einer Auktion der Industriedesign Studierenden der Universität für angewandte Kunst Wien. ,Andere brauchen Ihren Sitzplatz vielleicht notwendiger’ hieß sie. Wohin uns das Thema führen wird, wissen wir noch nicht so genau. Vielleicht auch, sehr persönlich, zum Kreislauf des Lebens, und zum Austausch, welche Phasen Kreativität und Mehrwert aller Art aus uns kitzeln. Aus dem, was alles schon da ist, in uns ist. Und so.
Mit Andrea Jungmann – Managing Director Sotheby’s Österreich/Ungarn, Senior Director Sotheby’s London, und Christoph Wimmer-Ruelland – Industrial Designer
89. DNA.club Sprechstunde
28. April 2022
*Spuren in die Zukunft lesen*
Warum der Mensch von Kultur aus, nicht von Natur aus handelt.
Wir nehmen Menschen als Wesen wahr, die immer schneller, höher, weiter sein, haben und denken wollen. Wir führen Krieg, obwohl wir Frieden verstehen. Wir sind getrieben, immer auf der Suche oder auf der Flucht ohne Flucht, tun uns schwer beim Ankommen, und haben selten genug Zeit. Es kursieren viele Annahmen, Überzeugungen und Glaubenssätze darüber, was die Natur des Menschen ausmacht. Mit größter Selbstverständlichkeit bewegen wir uns mit den entsprechenden Angewohnheiten und Eigenheiten durch die Welt – persönlich und gesamtgesellschaftlich. Was, wenn das nur das Bild ist, das wir uns über uns selbst gemacht haben? Was geschieht, wenn wir unsere Glaubens- und Komfortzone verlassen? Wenn wir anhalten und uns auf andere Sichtweisen einlassen?
Bettina macht’s täglich in ihren Forschungen über Jäger-Sammler*innen-Gesellschaften, in denen Zeit, Besitz und Hierarchien anders funktionieren, als wir es gewohnt sind, und sagt: ,Menschliche Verhaltensmuster, soziale Regeln und gesellschaftliche Strukturen, die wir als universell hinnehmen, sind dies nicht. Und ja, manche von ihnen können wir ändern.’ In ihrem neuen Buch gibt Bettina Einblick, warum Spurenlesen die Urform der Wissenschaft ist und zeigt auf, dass Menschen vor allem kulturell bedingt handeln, und nicht, weil sie eben so sind, wie sie sind. Aus dem Blick zurück entwickelt sie nach vorne eine Vision für eine Gemeinschaft, in der Freude an kleiner wie großer Diversität und die Unterschiedlichkeit von Ideen, Quellen und Lebensformen selbstverständlich ist. Mit einer guten Portion Realismus bricht sie eine Lanze für Optimismus und Zuversicht, und dafür, wer wir sein können.
Eine DNA.club Sprechstunde über Spuren, Bilder, Eigenschaften, Verhaltensweisen, Sehnsüchte, Wünsche und Entwicklungsschritte, die wir alle teilen. Sicher bleibt auch Zeit, uns zu überlegen, welche Spuren wir im Alltag lesen, welche Spuren wir persönlich am besten lesen können. Welche Spuren Ostern und welche Spuren die vergangenen 24 Monate hinterlassen haben. Welche Spuren wir in der natürlichen und in der digitalen Welt hinterlassen wollen und werden. Wer wir waren, wer wir sind, wer wir sein können. Warum der Mensch im Grunde gut ist, und daher auch die Zukunft.
Mit Bettina Ludwig – Kultur- und Sozialanthropologin, freie Wissenschaftlerin, Autorin, Unternehmerin, Co-Gründerin des Zukunfts.Symposium Eferding
88. DNA.club Sprechstunde
16. März 2022
*Rituale*
Wir leben in einem Zeitalter oder besser in einem Zeitstream, in dem es laufend Updates, Sensationen, Öffnungen und Entgrenzungen gibt. Dafür selten Verweilen, Wiederholungen und Übergänge. Wir erleben kaum einen klaren Anfang und ein zelebriertes Ende. Daher erinnern wir uns oft an die Mitte nicht, auch nicht an unsere eigene. Rituale helfen, etwas wirklich zu beginnen und dazu fähig zu sein, etwas ganz abzuschließen, und überhaupt, als Anker. Rituale sind eng mit Glauben, Liebe, Hoffnung verwoben, und mit Natürlichkeit und dem nah an der Natur sein, der großen und der eigenen. Haben wir alles ein bisschen verloren, oder vielleicht auch nicht. Immerhin stehen die meisten von uns jeden Tag wieder neu auf, und irgendein Ritual gibt’s vorm Aufstehen und vorm Schlafengehen immer. Ohne Rituale hätten wir die vergangenen zwei Jahre fix nicht überstanden. Wir haben uns neue, alte Rituale vom Spaziergehen über Brotbacken bis zu Vorleserunden erfunden und wiedergefunden.
Jetzt, wo alles langsam wieder aufmacht und aufblüht, gehen wir in eine Phase der Neuverhandlung, welche Rituale für uns persönlich und kollektiv wichtig sind, wichtig bleiben und wichtig werden. In Wien werden wir zum Beispiel noch ein Weilchen gemeinsam gurgeln, schmeckt ja auch wie das Meer, das uns fehlt, und verbindet und uns schützt. Und wir werden neben vielem anderen herausfinden, wie wir uns in Zukunft grüßen. Wo bleiben wir bei verneigender Distanz, wenn wir nicht so vertraut sind, ist eigentlich sehr angenehm und in den meisten Kulturen etabliert. Und wo sind wir überhungrig, wieder zu umarmen? Die kriegerischen Elllbogenkracher und Fersenkicker sind in jedem Fall so 2020. Händeschütteln außer bei Vertragsabschluss wirkt neuerdings so distanziert und unlogisch, wenn man endlich wieder ran darf. Rituale machen aus der Welt einen verlässlichen Ort. Sie unterstützen unser Bewusstsein, schenken Zauber, (Eigen)Zeit, Zyklus, Pausen, Struktur, Kontrolle, Sicherheit, Identität, Höflichkeit, schöne Umgangsformen, Wohlwollen und fundieren die im Moment optimale Nähe oder Distanz zu Menschen, zu einer Situation, zu einem Thema oder auch zu uns selbst. Rituale lassen uns in einer flüchtigen, konsumierenden, seriellen, entzauberten Welt Dauer spüren und ermöglichen ein traumhaftes Interagieren in der Welt. Sie norden uns ein und rahmen unseren Tag, unsere Woche, unseren Monat, unser Jahr, unser Leben, unsere hohen und besonderen Zeiten. Sie helfen uns, wieder und wieder aufzustehen, in Bewegung zu kommen und zu bleiben, und immer ein Stück mehr unseren Platz zu finden, wo wir uns wohl fühlen, jeder für sich und in der Gemeinschaft.
Welche Rituale gibt es in einem Designprozess? Wie schaffen Design, Kreativwirtschaft und Kultur Rituale und Raum für Rituale – für Resonanz statt Selbstbezug und für die so wichtige Wiederverzauberung der Welt? Unter anderem durch Social Design, Symbolik, Signature Objekte, Lieblingsdinge oder Details, wie Töne, Gerüche, Farben und Stimmungen. Design gibt Orientierung und schafft geschlossene Ordnungen, die Prozesse, Zugänge und soziale Interaktionen einleiten. Welche rituelle Wirkung können Calls und Förderungsarbeit als Meilenstein bei Innovationsprojekten haben? Wie kann eine Stadt und ihre Kreativen über Rituale und rituelle Phänomene Beständigkeit, Lebendigkeit, Lebensintensität, Fluss, Geselligkeit und Verbundensein manifestieren, und das Spielerische, Heiterkeit, Ausgelassenheit und Phantasie aus ihren Bewohnern und Gästen kitzeln? Impuls und Dialog für einen Wiener Schluss.
Mit Elisabeth Noever-Ginthoer – wirtschaftsagentur wien – Leitung creativity + business, Juristin, Kreativperlentaucherin.
87. DNA.club Sprechstunde
2. März 2022
*Emotion Coding + Reset*
Coding – Code zu entwickeln oder zu schreiben – ist eine der wichtigen Fähigkeiten für die Zukunft. Jede Maschine und jedes Programm basieren auf Code. Der Code sagt der Maschine, was sie zu tun hat. Wie unsere Gefühle, die sagen uns auch, was wir zu tun haben. Wo sind sie uns Schutzschild und Immunsystem, wo kitzeln sie Neues aus uns heraus und lassen uns Welten entdecken, die wir nie zuvor gesehen haben. Wo blockieren sie uns, als eingeschlossene Gefühle, stehen uns im Weg und beeinträchtigen unsere physische und psychische Gesundheit? Wo ist es erleichternd, auch bei Gefühlen mal einfach zwischen 0 und 1 zu entscheiden und eine Reset Taste zu drücken, um einen Kreislauf zu durchbrechen und von 0 zu beginnen. Impuls und Dialog.
Mit Katharina Wogrolly – Pionierin in den Bereichen Internet und Medien sowie Bikram Yoga in Österreich, Gründerin Yoga College Vienna, Unternehmerin, Emotion Coderin. Und Wolfgang Lalouschek – Neurologe, Biologe, Immunsystemexperte, Organisationsentwicklung, Systemischer Coach, Gründer Gesundheitszentrum the Tree in Wien.
86. DNA.club Sprechstunde
3. Februar 2022
*Sprache und Sein*
Sprache und Sein, Sprache und Macht, Sprache und Ohnmacht. Die Sprache wird gerne gepaart. Als hätte sie nicht genug Kraft auch alleine ganz gut stehen zu können. Für einige klar, für manche unfassbar. Sie ist bei genauerer Betrachtung ein amorphes Wesen, das sich anpasst, verändert, vermittelt und zuweilen auch verschwindet. Der Sprache kann man sich auf viele Arten nähern. Sprache ist so viel mehr als Worte. Von Paul Watzlawicks Aussage, dass wir nicht nicht kommunizieren können, bis hin zur Sprachlosigkeit, spannt sich das Thema über Länder und Kontinente. Wechselt ihre Gestalt dann auch mal gerne von einem Tal ins nächste, und zwischen unterschiedlichen Menschengruppen. Der Umgang mit ihr ist von kunstvoll über bescheiden, bedacht bis unreflektiert. Sie schmückt sich gerne mit regionalen Eigenheiten, Akzenten, Dialekten, und Phantasie. Sie kann messerscharf sein, wie die jeweilige Berufsgruppe es benötigt, und Situation es auflegt. Sprache kann Interpretationsspielräume eröffnen oder kristallklar sein, wie die eiskalte Winterluft.
Uns interessiert in dieser Sprechstunde der Umgang mit Sprache. Wie bewusst gehen wir mit ihr um? Was macht das mit uns und unserem Umfeld? Sprache ist eines unserer Lieblingsspielzeuge im DNA.club Kosmos. Aus gutem Grund. Sie ist ein wundervolles Werkzeug in der Box der Zaubermittel. Sie kann heilen, aber auch töten, sie kann versöhnen und trösten. Sie kann Emotionen auslösen. Und genau darin liegt ihre Stärke. Und alles was Kraft hat, braucht einen bewussten Umgang mit dieser Kraft, damit sie zielgerichtet wirken kann.
Mit Karin Novozamsky – Markenstrategin, Potenzial-Entwicklerin, Feldenkrais Lehrerin.
85. DNA.club Sprechstunde
18. Jänner 2022
*Resonanz*
In einer Welt, die sich an vielen Stellen auf Wachstum und Beschleunigung konzentriert, geht uns der selbstverständliche Bezug zur Welt verloren, und die Beziehung zu anderen Menschen. Umstände, die Distanz und Virtuelles an die Tagesordnung stellen, dafür Berührungen und die kreative Energie, die durch Umwege und Zufälle entsteht, in die Ferne, verstärken dieses Phänomen. Umso mehr, wenn wir rastlos Dinge tun, die kurzgetaktete, hohe Stimulationsdichte bei niedrigem Resonanzwert liefern (u. a. Social Media, Netflix).
resonare (lat.) = widerhallen, widerschallen. Der akustisch-physikalische Begriff der Resonanz beschreibt eine spezifische Beziehung zwischen zwei schwingungsfähigen Körpern. Resonanz entsteht nur, wenn durch die Schwingung des einen Körpers die Eigenfrequenz des anderen angeregt wird. Das hat auch etwas mit Rhythmus zu tun. Über Rhythmus entsteht Bezug und Beziehung. In Resonanz sein bedeutet, in Verbindung, in Kontakt sein – mit sich, mit der Welt, mit anderen Wesen. Durch Berührungen, Gespräche, Aufgaben, Erlebnisse und Geschichten. Rückkoppelung, Verstärkung, Wahrnehmung und Sichtbarkeit sind essentiell für unsere Fähigkeit zu kommunizieren, zu handeln und zu überleben. Ohne soziale Verbindungen können wir nicht blühen, und nicht menschlich sein.
Viele sind aus der Übung, wie Resonanz geht. Die aktuelle Staffel der großen Netflix Serie in echt, wo es um den Übergang geht, langsam wieder zu sozialem Kontakt zurückzufinden, wird für viele herausfordernd. Welche Eigenschaften beeinflussen Resonanzfähigkeit? Was zeichnet Resonanzerfahrung aus? Wie geht Resonanz im digitalen Raum? Resonanz schafft Resilienz. Mehr Selbstwert ist Mehrwert. Welche Resonanzräume können Unternehmen, Organisationen, Communities, Kultur und Städte beitragen, in denen die Wunden der Gesellschaft heilen und Potentiale entwickelt werden können? Wie sieht Führung aus, die Resonanz erzeugt, und Stärken- und Ressourcenorientierung möglich macht?
Mit Pia Schröder – Dozentin für neues Arbeiten und Transformation. ForChiefs Agile Coach und Trainerin.
Text inspiriert von: Feenberg (Lech), Pia Schröder, Hans Blumenberg, Irina Nalis-Neuner, Jonathan Haidt